Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz ist längst nicht mehr nur ein Thema für gesetzliche Vorgaben – sie ist ein Anspruch, den vor allem die jüngeren Generationen an ihre Arbeitgeber stellen. Besonders die Generation Z fordert, dass Unternehmen ihre Verantwortung über Mindeststandards hinaus wahrnehmen und ein Arbeitsumfeld schaffen, das psychische Belastungen reduziert und Wohlbefinden fördert.

Doch warum ist dieser Anspruch so wichtig? Und wie können Unternehmen aktiv darauf reagieren?

Warum psychische Gesundheit heute im Fokus steht

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind kein neues Phänomen, aber sie werden heute offener diskutiert. Junge Arbeitnehmer:innen erwarten von Unternehmen, dass diese proaktiv auf Stressfaktoren eingehen und eine gesunde Unternehmenskultur fördern. Studien zeigen, dass psychische Erkrankungen wie Burnout oder Angststörungen weltweit zunehmen. Besonders die Generation Z, die mit gesellschaftlichem Druck, Digitalisierung und einer unsicheren globalen Lage aufgewachsen ist, fordert mehr Schutz und Unterstützung.

Ein Grund dafür ist ein verändertes Bewusstsein: Während ältere Generationen dazu neigten, psychische Belastungen zu tabuisieren, sprechen junge Menschen offener über ihre Bedürfnisse. Social Media, Aufklärungskampagnen und eine verstärkte gesellschaftliche Sensibilität haben diesen Wandel beschleunigt.

Gesetzlicher Rahmen: Pflicht oder Kür?

Im DACH-Raum existieren bereits gesetzliche Regelungen, wie beispielsweise das Arbeitsschutzgesetz, das Arbeitgeber verpflichtet, auch psychische Belastungsfaktoren zu analysieren und Maßnahmen zu ergreifen.

Doch viele junge Menschen möchten mehr als nur die Erfüllung der gesetzlichen Mindestanforderungen. Sie erwarten ein Arbeitsumfeld, das präventiv agiert und die mentale Gesundheit als Kernbestandteil der Unternehmenskultur versteht.

Wie Unternehmen darauf reagieren können

Für viele Führungskräfte ist der Umgang mit dem gestiegenen Fokus auf mentale Gesundheit Neuland. Welche konkreten Maßnahmen helfen, psychische Gesundheit nachhaltig zu fördern? Hier sind fünf praxisnahe Schritte

1. Belastungsfaktoren erkennen:

Analysieren Sie die Arbeitsbelastung in Ihrem Unternehmen. Mitarbeiterbefragungen, psychologische Gefährdungsbeurteilungen und anonyme Feedbackrunden können wertvolle Einblicke bieten.

2. Präventive Maßnahmen etablieren:

Prävention ist der Schlüssel. Organisieren Sie Workshops zu Themen wie Resilienz, Achtsamkeit oder Stressmanagement, um Ihre Mitarbeitenden zu stärken, bevor Probleme auftreten.

3. Stigma abbauen durch offene Kommunikation:

Psychische Gesundheit sollte kein Tabuthema sein. Fördern Sie eine Unternehmenskultur, in der Mitarbeitende sich sicher fühlen, über Herausforderungen zu sprechen. Initiativen wie Mental-Health-Kampagnen oder offene Gesprächstage können helfen.

4. Mentale Gesundheit messbar machen:

Entwickeln Sie KPIs (Key Performance Indicators) für mentale Gesundheit, etwa Zufriedenheitswerte oder Krankheitsausfallraten. Dies macht Fortschritte greifbar und ermöglicht gezielte Verbesserungen.

5. Führungskräfte schulen:

Führungskräfte sind oft die ersten Ansprechpersonen bei psychischen Belastungen. Schulungen in Gesprächsführung, Stressbewältigung und Konfliktmanagement helfen, sie auf diese wichtige Rolle vorzubereiten.

Warum es sich lohnt

Unternehmen, die sich um die mentale Gesundheit ihrer Belegschaft kümmern, profitieren gleich doppelt: Sie gewinnen nicht nur an Attraktivität für junge Talente, sondern steigern auch die Produktivität und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden. Langfristig senken sie die Kosten durch weniger Fehlzeiten und Fluktuation.

Fazit

Die Generation Z fordert zurecht, dass psychische Gesundheit am Arbeitsplatz nicht länger ein Randthema bleibt. Unternehmen, die diesen Anspruch ernst nehmen, positionieren sich als zukunftsorientierte Arbeitgeber und schaffen eine Umgebung, in der Arbeit und Wohlbefinden Hand in Hand gehen.

Es ist an der Zeit, mentale Gesundheit nicht nur als Pflicht, sondern als Chance zu sehen – für eine gesündere, produktivere und erfolgreichere Arbeitskultur.

Susanne Vietz

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